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Zwar einfach, jedoch mutig und offen

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Diese Buchrezension bezieht sich auf: “Mein Weg aus der Depression: Wieso ein erfolgreicher Familienvater, Sportler und Banker plötzlich an Selbstmord dachte” des Autors Patrick N. Kraft

 

Wenn es mit der Integration der Krankheit Depression und ihrer Betroffenen in unserer Gesellschaft wirklich ernst gemeint sein soll, dann muss auch ernste Kritik an einem an Depression erkrankten Autor und dessen Werk möglich sein. Nötigenfalls auch deutliche Kritik.

Zum Einen ist das Werk des Autors Patrik N. Kraft sehr wohl zur Kritik geeignet. Es sind insbesondere dessen schlichter sprachlicher Stil und einfacher, linearer Aufbau, die den Leser intellektuell nicht gerade überfordern. Hierfür typisch sind Formulierungen wie „Dass mir dieses Leben in gar nicht so ferner Zukunft ganz kräftig um die Ohren fliegen würde, hätte ich damals nie vermutet“ und „Der Gedanke, ein halbes Jahr nicht ohne Krücken gehen zu dürfen, zerriss mich. Ich heulte innerlich wie ein Schlosshund“. Außerdem sind die doch eher plumpen Dramatisierungen des Autors, die Patrik N. Kraft eben nicht nur bei der Schilderung seiner so extremen Erlebnisse wie des eigenen beinahe-Suizides und seines Aufenthaltes in der psychiatrischen Klinik verwendet, durch teils offenkundig mitleidsheischendes Vokabular geprägt. Letzteres wird bereits vor Erreichen des Inhaltsverzeichnisses auf Seite 3 durch das gewählte Zitat von David D. Burns deutlich. Auch der vermutlich ungewollte Eindruck, dass der Autor sich in Retrospektive seiner Erlebnisse immer wieder zu gewisser Leichtfertigkeit in seinen Formulierungen verführen lässt, ist, angesichts der beabsichtigten Ernsthaftigkeit seiner inhaltlichen Botschaft, kritisierbar. Dass dieser teils überheblich anmutende Ton erst in Kapitel 33, dem letzten Abschnitt des Buches, vollständig entfällt, unterstreicht zwar die Bedeutung der Aussage dieses wichtigen Kapitels, ist jedoch wiederum stilistisch nicht sehr geschickt gewählt. Nein, ein großer literarischer Wurf ist dieses Buch sicher nicht.

Zum Anderen ist das Buch des Autors Patrik N. Kraft, ungeachtet dieser ausschließlichen Form- und Gestaltungskritik, als ein besonderes Buch zu bezeichnen. In Anbetracht von ca. vier Millionen Menschen, die allein in Deutschland an einer Depression erkrankt sind, und der ca. 10.000 Suizide, die jährlich mit diesen Erkrankten verbunden sind, ist die Bedeutung eines solch echten und ehrlichen Erlebnisberichtes sehr hoch einzuschätzen. Prominentere Beispiele wie Sven Hannawald, Sebastian Deisler oder der Suizid eines Robert Enke erlangten in den vergangenen Jahren jeweils kurzfristig eine hohe mediale Aufmerksamkeit. Dennoch ist der Aufklärungsbedarf noch immer unverändert hoch. Depression ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. Sie ist aber nur dann behandelbar, wenn sie auch als solche erkannt wird. Die Gesellschaft hält jedoch auch weiterhin große Vorurteile und Tabus aufrecht. Das weiß auch der Autor Patrick N. Kraft. Daher ist der offene Umgang mit dieser Krankheit und ihrem hohen Suizidrisiko, wie Patrick N. Kraft ihn pflegt, alles andere als selbstverständlich. Es bedarf großen Mutes über eine eigene Depressionserkrankung und eigene Suizidalität derart offen zu sprechen und diese sogar zu veröffentlichen. Diesen großen Mut hat Patrick N. Kraft. Mutige Offenheit dieser Art ist vielleicht der bestmögliche Schritt, um der Krankheit zur noch immer notwendigen Akzeptanzsteigerung in der Gesellschaft zu verhelfen – damit viel mehr Betroffene echte Hilfe erhalten.

Das Buch „Mein Weg aus der Depression“ schildert in einer für jeden verständliche Weise, den sehr persönlichen Eindruck eines Betroffenen: des Autors. Hierdurch wird ein wichtiger und aufklärerischer Beitrag geleistet. Patrick N. Kraft möchte der Krankheit Depression mehr Aufmerksamkeit verschaffen, da deren Ausmaß nicht verharmlost werden darf. Sein Buch hat das Potential zu einer breiten Aufmerksamkeit, es sollte gelesen, weitergereicht und offen diskutiert werden.

 

Empfehlenswert! ****

 

Rezension auf amazon.de

Webseite des Autors

Webseite des Verlages

Webseite des Bündnis gegen Depression

Webseite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Webseite der deutschen Depressionsliga

 



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